Wer war Sigeric?

Sigeric war Erzbischof von Canterbury von 990 bis 994. Über sein frühes Leben ist wenig bekannt, aber sein Weg ins höchste geistliche Amt Englands war bemerkenswert. Zuvor war er Mönch und Abt des Klosters Glastonbury sowie Bischof von Ramsbury.

Sein Wirken fällt in eine Zeit, in der England politisch und religiös stark in Bewegung war. Die Wikingerüberfälle bedrohten das Land, und die Kirche stand im Zentrum der Bemühungen, geistliche und politische Stabilität zu wahren.

Die berühmte Reise: Iter Sigerici

Der wohl faszinierendste Teil seiner Biografie ist Sigerics Reise nach Rom im Jahr 990, um vom Papst das Pallium – das Amtszeichen eines Erzbischofs – zu empfangen. Auf dem Rückweg nach England ließ er seine gesamte Reiseroute dokumentieren – mit 80 Etappen von Rom bis Dover. Diese Liste ist als „Itinerarium Sigerici“ überliefert. Setzt man eine durchschnittliche Reisegeschwindigkeit von 20 Kilometern pro Tag an, sind für die insgesamt etwa 1.600 Kilometer lange Distanz zu Fuß 80 Tage durchaus realistisch.

Diese Route wurde später zur Grundlage der bekannten Via Francigena, einem Pilgerweg, der bis heute von Wanderern und Gläubigen genutzt wird. Damit gehört Sigeric zu den Pionieren mittelalterlicher Reiseliteratur.

Historische Bedeutung

  • Quellenwert: Das „Itinerarium“ ist eine der frühesten und detailliertesten Reisebeschreibungen des Mittelalters. Es bietet wertvolle Einblicke in die politische, geografische und religiöse Landschaft Europas um das Jahr 1000.
  • Kulturgeschichtlich: Sigerics Reise war mehr als ein bürokratischer Akt – sie war eine Form der transnationalen Identitätsbildung in einer Zeit, in der Europa sich noch als christliche Einheit verstand.
  • Pilgertradition: Seine Route wurde ein Prototyp für mittelalterliche Pilgerwege – vergleichbar mit dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela.

Sigeric auf der Via Francigena

Fun fact

Sigeric vermerkte nicht nur die Namen der Etappenorte, sondern teilweise auch, wo er übernachtete – darunter Hospize, Klöster und sogar Privathäuser. Seine Reiseliste ist damit ein Zeitdokument mittelalterlicher Infrastruktur und Gastfreundschaft. Im „Itinerarium Sigerici“, dem Reisebericht des Erzbischofs Sigeric von Canterbury aus dem Jahr 990, sind die Etappen seines Rückwegs von Rom nach Canterbury dokumentiert. Für die Region Lunigiana, die heute zur Toskana gehört, sind folgende fünf Etappen verzeichnet:​

  1. Mansio XXXII: Sce Benedicte
    Identifiziert mit dem heutigen Montelungo, einem Ort nahe dem Passo della Cisa.
  2. Mansio XXXI: Maletum
    Entspricht dem heutigen Ort Groppoli.
  3. Mansio XXX: Aequana
    Wird mit dem heutigen Aulla gleichgesetzt.
  4. Mansio XXIX: Sce Stephane
    Identifiziert mit dem heutigen Sarzana.
  5. Mansio XXVIII: Luna
    Entspricht dem antiken Luni, nahe der heutigen Grenze zwischen Toskana und Ligurien.

Diese Etappen spiegeln die Route wider, die Sigeric durch die Lunigiana nahm, und bieten wertvolle Einblicke in die mittelalterliche Pilgerreise sowie die historische Bedeutung der Region. Für weitere Informationen und eine detaillierte Darstellung der Etappen empfiehlt sich die offizielle Website der Via Francigena.

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